Grundig TK 5

Grundig TK 5 Tonbandgerät geschlossen

Das TK 5 aus den 50er Jahren von Grundig

Jeder, der mit Tonbandgeräten zu tun hat, wird früher oder später (meistens früher) einmal ein Grundig TK 5 in die Finger bekommen. Warum sollte es also bei mir anders ein? Schon vor einigen Jahren habe ich einmal solch ein Grundig TK 5 besessen. Allerdings hatte es eine andere Farbe als dieses Exemplar hier. Irgendwann brauchte ich Platz und verkaufte es schweren Herzens. Das Gerät damals war auch nicht grad im besten Zustand, als ich es bekam, genau wie dieses hier. Verstaubt und verschmutzt wartete es auf jemanden, der sich seiner annimmt…

Die Röhrenbestückung ist übrigens: EF86, ECC81, 2x EL42, EM85.

Grundig TK 5

Auch unterm Deckel sieht es nicht besser aus. Sogar die Bänder haben schon Patina angesetzt. Was da wohl drauf ist?

Der Grundig-Schriftzug hält wacker die Stellung auf der Tonkopfabdeckung, obwohl er wahrscheinlich auch schon einmal besser ausgesehen hat. Das dazugehörige Emblem auf der Kunststoffabdeckung darunter hat schon längst die Flucht ergriffen.

Die linke Tonbandspule scheint sogar original zu sein. Das BASF-Band ist noch auf einer grünen Spule aufgewickelt und auf der Rückseite dunkelrot. An den Strom anschließen konnte ich das TK 5 aber noch nicht, da irgendwer es für nötig hielt, den Netzstecker abzuschneiden. Ich hätte das aber so ohnehin nicht getan, ohne mir das Tonbandgerät vorher genau anzusehen.

Grundig TK 5 Bandführungen

Unter der Kunststoffabdeckung das gewohnte Bild. Schmutz und Bandabrieb garniert mit gut abgelagertem Rost.

Grundig TK 5 Innenleben

Die Befürchtungen bestätigen sich. Unter der Abdeckplatte sieht es leider auch nicht besonders gut aus. Die Metallteile, die nicht zum Druckgusschassis gehören, sind leider etwas korrodiert. Offenbar wurde das Gerät nicht trocken gelagert. Regler, Bedienelemente und alle beweglichen Teile sind etwas schwergängig und wollten sich nur widerwillig bedienen lassen.

Hier sind Lösch- und Tonkopf sowie Capstan und Andruckrolle zu sehen. Besonders der Tonkopf sieht meiner Meinung nach sehr interessant aus. Die dicke Andruckrolle wirkt fast so, als wäre sie aus Vollgummi. Sogar die Andruckfilze für die Köpfe sind noch vorhanden.

In der Mitte zu sehen ist der Umschalter für Vor- und Rücklauf. Der Funktionsknopf für das Laufwerk muss zum Umspulen in eine vorgesehene Stellung gebracht werden. Befindet sich der Funktionsknopf in dieser Stellung, läuft der Motor schneller (und hat eine viel höhere Stromaufnahme). Wenn Strom auch heute noch so billig wäre wie anno 1957…

Der magische Fächer des Typs EM 85. Ob diese Röhre wohl noch ihren Dienst tut? Es wird sich bald zeigen. Hier wartet sie noch darauf, aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen zu werden.

Der Vierkant zum Aufnehmen des Steuerknüppels bzw. Drehknopfes.

Alles aus einem Guss. Dieser Gedanke kam mir in den Sinn, als ich zum ersten Mal in das Innenleben eines TK 5 hineinsah. Vor allem der riesige Außenläufer-Motor „System Papst“ ist beeindruckend. Der wuchtige Außenläufer ist eine sehr gute und schwere Schwungmasse. Der Motor treibt übrigens direkt die Capstanwelle an. Auch er wartet (noch) geduldig auf seine erste Inbetriebnahme nach ich weiß nicht wie vielen Jahren. Wenn dieses Tonbandgerät nicht ein Musterbeispiel für deutsche Wertarbeit ist…

Die Endpentode EL 42 mit Rimlock-Sockel. Sie ist nur eine von zwei Röhren des Typs EL 42, die in diesem Gerät eingesetzt wurden. Die andere Röhre dient als HF-Oszillatorröhre für die Vormagnetisierung des Bandes bei Aufnahme. Auch im Bild zu sehen ist das erste „Schokobonbon“, ein WIMA-Kondensator.

Klangvoll: der original Grundig Qualitäts-Lautsprecher. Über ein massives Kabel ist er mit dem Ausgangsübertrager im Gerätechassis verbunden. Als Klangkörper dient der ebenfalls massive Gehäusekoffer des TK 5.

Hier ist er in voller Pracht zu sehen. Es ist schon beeindruckend, wie anno 1957 elektronische Geräte gebaut wurden. Wo man heutzutage nur billigsten Kunststoff vorfindet, bestand damals ein Gehäuse aus echtem Holz. Leider sollte sich dies bereits knapp zwei Jahrzehnte später (bis auf einige Ausnahmen, wie beispielsweise Fernsehgeräte) ändern. Das Lautsprecherkabel ist glücklicherweise so lang, dass das Chassis problemlos ausgebaut werden kann, ohne den Lautsprecher abklemmen zu müssen. Wenn das kein Luxus ist.

Hier verrät der Motor sein Geburtsdatum. Am 18.Oktober 1957 erblickte er das Licht der Welt, oder besser gesagt, das Innere eines Grundig TK 5.

„System Papst – Made in Germany“ – Stimmt!

Hier war noch echte Handarbeit gefragt. Zarte Frauenhände im Grundig-Werk waren seinerzeit den ganzen Tag damit beschäftigt, dieses Wirrwarr aus elektronischen Bauteilen, Lötleisten und Drähten zusammen zu fingern und miteinander zu verlöten. Leider auch die berühmt-berüchtigten WIMA-Kondensatoren. Diese müssen wohl oder übel noch ausgewechselt werden. Bei dieser fliegenden Verdrahtung ist dies jedoch leichter gesagt als getan.

Der erste Probelauf des Grundig TK 5

Irgendwann konnte ich es dann doch nicht mehr abwarten und wollte das TK 5 endlich wieder zum Leben erwecken und auf diesem Gerät hören, was auf dem Uralt-Tonband ist. Vorher führte ich allerdings noch eine erste Reinigung der Köpfe und Bandführungen durch. Sicherheitshalber schloss ich das Tonbandgerät für die erste Inbetriebnahme an einen Trenntrafo an und fuhr die Betriebsspannung Schritt für Schritt hoch …

Tatsächlich begannen die Glühfäden der Röhren nach wenigen Sekunden zu glühen. Es ist immer wieder ein unbeschreiblicher Moment, solch ein Gerät nach vielen Jahren wieder in Gang zu setzen. Auch der magische Fächer fing langsam an, grün zu leuchten. Dies sah alles sehr verheißungsvoll aus.

Wenn da nicht der Motor gewesen wäre. Er wollte partout nicht anlaufen. Erst nach einigem Hin-und Herdrehen des Funktionsschalters und nach mehrmaligem Anschubsen kam er langsam in Gang, so langsam wie die meisten Menschen Montag morgens um halb fünf… Irgendwann aber lief er dann doch. Vorsichtig drehte ich am Lautstärkeregler. Der Lautsprecher gab dabei erste Lebenszeichen in Form von Krachen und Knacken von sich, und nach einem Augenblick erklang tatsächlich zeitgenössische Musik aus den fünfziger oder sechziger Jahren aus dem Lautsprecher des Tonbandgerätes. Ich war schwer beeindruckt, wie solch ein Tonbandgerät wie dieses recht vergammelte Grundig TK 5  doch Musik mit einem relativ guten Klang wiedergeben konnte. In solchen Momenten weiß ich, warum ich dieses Hobby ausübe.

Ganz unten finden Sie ein Video, welches bei der Inbetriebnahme entstanden ist.

Allerdings gab es da etwas, das die Freude etwas trübte: der anstehende Riemenwechsel.

Meistens fängt es ja ganz harmlos an. So auch hier mit dem Lösen des Tastenaggregats und der Andruckrolle samt Hebel.

Die Kopfträgerplatte ist mit vier Schrauben befestigt. Nach dem Lösen dieser Schrauben kann sie vorsichtig abgezogen und zur Seite gelegt werden. Gegebenenfalls müssen dabei die zwei Hebel ganz oben an der Kopfträgerplatte etwas auseinander gedrückt werden, damit sie sich abnehmen lässt.

Die zwei Zwischenräder müssen anschließend ausgebaut werden. Ich habe die Federn mitsamt Hebel am Vierkant der Umspulachse gleich mit ausgebaut.

Die Wickelteller wollte ich bei der Gelegenheit reinigen und mit neuen Schmiermitteln versehen, weshalb ich sie ausgebaut habe. Zum Riemenwechsel ist dieser Arbeitsschritt aber nicht notwendig.

Der Umspulknopf mit dem Vierkant ist noch im Wege. Der neue Riemen muss um ihn herum gelegt werden.

Auch dieses Hindernis wurde beseitigt. Jetzt kann der neue Riemen endlich aufgelegt werden, zumindest auf den Motor.

Der neue Antriebsriemen ist viel zu dünn. Leider habe ich zurzeit keinen anderen vorrätig. Ich habe bei der Gelegenheit übrigens auch das Laufwerk etwas sauber gemacht. Überall waren noch Reste des defekten Riemens verteilt.

Kopfträgerplatte, Umspulmechanismus, Zwischenräder und Tastenaggregat wurden hier wieder eingebaut. Jetzt fehlen nur noch die frisch gereinigten Wickelteller, oder?

Nicht ganz… Die Andruckrolle samt Hebel wartete noch auf ihren Einbau. Zuvor musste diese allerdings noch gründlich gereinigt und vom Bandabrieb der letzten Jahrzehnte befreit werden.

Jetzt ist das TK 5 endlich bereit für einen weiteren Probelauf.

Nun funktioniert dank des neuen Riemens auch das Umspulen wieder. Wie lange der etwas zu dünne Riemen hält, wird sich zeigen.

Grundig TK 5 mit abgenommener Abdeckung

Den Koffer habe ich inzwischen ebenfalls wieder sauber gemacht und vom Staub befreit. Hier wurden Lautsprecher und Chassis des TK 5 wieder eingebaut. Um die neuen Kondensatoren werde ich mich noch kümmern. Die müssen erst bestellt werden.

Fotos und Texte: Gerd Weichhaus

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Zweites Grundig TK 5

Grundig TK 5 in braun

Das Grundig TK 5 dürfe es noch relativ häufig geben, obwohl es bereits aus den 1950er Jahren stammt, genau wie dieses Gerät hier aus dem Jahr 1955. Es handelt sich hier um eine Farbvariante des TK 5. Während das erste Exemplar auf dieser Seite her graublau und grünlich war, hat dieses Gerät hier ein braunes Gehäuse. Die Technik ist auf jeden Fall sehr langlebig, wie man es von diesen Geräten kennt. Lediglich einige Kondensatoren mussten (und sollten immer) ausgewechselt werden, um die Betriebssicherheit des Gerätes sicherzustellen. Dabei funktionierte dieses Exemplar hier sogar auf Anhieb, sogar die Wiedergabe war klar und deutlich, noch bevor irgendetwas an dem Gerät repariert wurde. Wer weiß, wie lange es zuvor nicht benutzt wurde.

Das Innere des Gerätes mit abgenommenem Gehäusedeckel. Auch hier erkennt man den doch noch recht guten Zustand des Gerätes. Hier und da gibt es etwas Korrosion, was wahrscheinlich auf die Lagerung des Gerätes zurückzuführen ist. Sogar die Antriebsriemen scheinen zumindest auf den ersten Blick noch recht brauchbar zu sein. Jedenfalls funktionierte der Antrieb einwandfrei, und sogar die Bandführungen und Tonköpfe sind noch in einem relativ guten Zustand. Möglicherweise ist dieses Gerät hier nicht allzu häufig benutzt worden.

Grundig TK 5 Chassis ausgebaut

Beim Ausbau des Chassis sollte unbedingt auf die Lautsprecherkabel geachtet werden. Der Lautsprecher ist im Gehäuse festgeschraubt, die Anschlusskabel sind nur relativ kurz, sodass hier eine große Gefahr besteht, dass sie abreißen und dabei möglicherweise den Lautsprecher beschädigen.

Nach dem Ausbau kann das Chassis repariert werden. Hier ist die Unterseite zu sehen. Auffällig ist der Motor im unteren mittleren Bereich des Gerätes. Rechts darüber befindet sich der Netztrafo, darunter die Endstufenröhre EL42, in der Mitte der Ausgangsübertrager und links der Verstärkerteil des Gerätes. Um die Kondensatoren auswechseln zu können, muss die Abschirmung entfernt werden.

Grundig TK 5 Verstärkerteil

Nach dem Lösen zweier Schrauben wird das Innenleben des Verstärkers sichtbar. Jetzt sind auch die braunen WIMA-Kondensatoren zu sehen, die unbedingt ausgewechselt werden sollten. Sehr kommt es vor, dass das Gerät auch wegen mehrerer defekter Kondensatoren nicht mehr einwandfrei funktioniert. Die verwendeten Kondensatorwerte waren hier folgende: 5000pf/125V, 0,01µF/500V, 0,02µF/125V, 0,05µF/125V, 0,05µF/500V, 0,1µF/500V, 0,25µF/125V und 0,25µF/500V. Kondensatoren mit genau diesen Kapazitätswerten sind bis auf einige Ausnahmen (wie 0,1 oder 0,01µF) meistens nicht mehr erhältlich. Hier muss man gegebenenfalls auf ähnliche Werte zurückgreifen (wie 0,047 statt 0,05µF oder 0,022 statt 0,02µF). Wichtig ist es, dass Kondensatoren mit einer ausreichenden Spannungsfestigkeit eingesetzt werden. Die angegebenen Spannungswerte (125 V und 500 V) sollten also nicht unterschritten werden. Hier sind noch einige Bilder, die während der Reparatur und Reinigung des Gerätes gemacht wurden.

Einige Hinweise zur Bedienung des Grundig TK 5:

Die Bedienung des Gerätes ist zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem dann, wenn man Geräte mit einer Tastensteuerung gewohnt ist. Links befinden sich Lautstärkeregler (der große Knopf mit der Skala) und Klangregler mit integriertem Ein-Ausschalter und Lautsprecherschalter. Eingeschaltet wird das Gerät durch Drehen dieses kleineren Reglers im Uhrzeigersinn. Für eine ausreichende Höhenwiedergabe sollte der Regler ganz nach rechts gedreht werden. Die Lautstärke lässt sich dann mit dem Hebelchen einstellen. Der Lautsprecher kann übrigens durch Ziehen des kleineren Knopfes vom Ein-Ausschalter bzw. Klangregler nach oben abgeschaltet werden.

Während der Aufnahme dient der Lautstärkeregler als Pegelregler für den Aufnahmepegel, der kleinere Knopf dient zum Einstellen der Mithörlautstärke. Der Aufnahmepegel kann mithilfe des Magischen Fächers rechts daneben kontrolliert werden. Die beiden sich nach innen erweiternden Leuchtflächen sollten sich in der Mitte nach Möglichkeit nicht berühren, da sonst die Aufnahme zu stark ausgesteuert ist.

In der Mitte befinden sich drei Tasten, über die die Eingangsquelle für die Aufnahme ausgewählt werden kann (von links nach rechts Mikrofon, Radio und Plattenspieler).

Die Laufwerkssteuerung

Das Laufwerk wird gesteuert über einen Schaltfehler auf der rechten Seite. In der Ruhestellung ist dieser komplett nach links gedreht, sodass der Hebel nach rechts oben zeigt. Wird das Gerät eingeschaltet, ist lediglich der Verstärkerteil des Gerätes im Betrieb, der Motor wird erst aktiviert, wenn der Hebel eine Stufe nach rechts gedreht wird. Das ist die Stellung zum Umspulen. Jetzt leuchtet die rote Kontrollleuchte schräg rechts über dem Drehknopf auf. Mit dem kleineren Hebel in der Mitte des Gerätes kann nun das Band vor- oder zurückgesprungen werden. Dieser kleinere Hebel lässt sich in beide Richtungen in zwei Stufen schalten. Die jeweils zweite Stufe ist der Umspulbetrieb. Um diesen zu stoppen, sollte der Hebel zunächst eine Stufe zurückgeschaltet werden, bis das Band stillsteht. Erst dann sollte er in die Mitte geschaltet werden.

Die rote Kontrollleuchte soll übrigens darauf hinweisen, dass der Umspulbetrieb nicht länger als notwendig eingeschaltet bleibt, da der Motor hier mit einer größeren Leistung läuft und diese Schaltstellung nicht für den Dauerbetrieb geeignet ist.

Wird nun der große Knopf noch weiter nach rechts gedreht, schaltet das Gerät in den Wiedergabebetrieb, das eingelegte Band wird abgespielt.

Um in den Aufnahmebetrieb zu schalten, muss der Drehknopf etwas nach oben gezogen und gleichzeitig eine Stufe weiter nach rechts gedreht werden, sodass schließlich der rote Aufnahmepunkt nach oben zeigt. Über den kleinen Knopf links neben dem Drehknopf kann der Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb kurzzeitig gestoppt werden (Pause).

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